Von einem gemeinsamen Traum zur Bagatti Valsecchi Stiftung
Das Hausmuseum Bagatti Valsecchi ist das Ergebnis der außergewöhnlichen Kollektionstätigkeit der Baronen Fausto und Giuseppe Bagatti Valsecchi am Endes des 19. Jahrhunderts.
Ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts widmeten sich die zwei Brüder der Renovierung ihres Familienhauses im Herzen von Mailand: ein Gebäude zwischen Via Gesù und Via Santo Spirito, in der Mitte des „Quadrilatero della moda“ (Viereck der Mode). Um einen Wohnsitz im Stil der lombardischen Gebäude des 16. Jahrhunderts zu schaffen, begannen sie, Gemälde und Kunstgegenstände aus dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert zu sammeln. Weiter

Ein unglaublich aktuelles Projekt, denn die Brüder waren derart fasziniert vom Komfort und den Annehmlichkeiten des modernen Lebens wie Heizung, fließendes Wasser und Strom, dass sie diese auf eine besonders elegante Art und Weise in ihr Haus einführten.
Nach dem Tod von Fausto und Giuseppe wurde Casa Bagatti Valsecchi weiterhin bis 1974 von ihren Erben bewohnt. In diesem Jahr wurde die Bagatti Valsecchi Stiftung gegründet, der die gesamten von den zwei Brüdern gesammelten Kunstwerke geschenkt wurde. Zwanzig Jahre später, im Jahr 1994, wurde das Bagatti Valsecchi Museum, eines der besterhaltenen Hausmuseen Europas und eines der ersten bedeutenden Beispiele des Mailänder Designs eröffnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Fausto und Giuseppe, ein eigenartiges Paar
Fausto und Giuseppe kümmerten sich persönlich um die Neugestaltung des Gebäudes im Renaissance-Stil: obwohl sie Jura studiert hatten, waren sie nie auf diesem Gebiet beruflich tätig, sondern widmeten ihre Zeit und ihre finanziellen Mittel der Renovierung und Dekorierung ihres Familienhauses und der Sammlung der hierfür bestimmten Kunstwerke.
Die Vorliebe für diese Epoche spiegelte außerdem das Kulturprogramm wider, das von der Monarchie des Hauses Savoyen nach der Italienischen Einheit ins Leben gerufen wurde: Man betrachtete die Renaissance als Epoche, von der man sich für die Schaffung einer neuen nationalen Kunst, einer unentbehrlichen Zutat für die Konsolidierung der noch viel zu schwachen gemeinsamen Identität, anregen lassen sollte.

Giuseppe und Fausto im Kostüm für ein Turnier
Obwohl sich die beiden Brüder gut verstanden und einander sehr nahe standen, hatten sie sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: Fausto war schillernd und extravagant, Giuseppe hingegen eher ein Stubenhocker und etwas zurückhaltend. Letzter sorgte dank seiner fünf Kinder, die er zusammen mit seiner 1882 geheirateten Frau Carolina Borromeo hatte, für die Kontinuität der Familie.
Neben ihrem Engagement beim Ausstatten des zwischen Via Gesù und Via Santo Spirito gelegenen Wohnsitzes, dem sie sich mit Leib und Seele widmeten, verbrachten sie den Rest ihrer Zeit mit Tätigkeiten und Verpflichtungen, die typisch für Männer ihres Ranges und ihrer Zeit waren. Von der Verwaltung des eigenen Vermögens bis hin zu zahlreichen Wohltätigkeitsarbeiten, zur Teilnahme am lebhaften Stadtleben, zu den Reisen innerhalb Italiens und im Ausland, dem Reiten und der Ausübung anderen seltsamer Sportarten wie Ausflüge per Heißluftballon und Hochradfahren.
Nach dem Tod vom Fausto und Giuseppe wurde Casa Bagatti Valsecchi weiterhin bis 1974 von ihren Erben bewohnt, bis der mittlerweile Siebzigjährige Pasino, einer der Söhne von Giuseppe, beschloss, die Bagatti Valsecchi Stiftung, der er die von seinen Ahnen gesammelten Kunstwerke schenkte, zu gründen.